Plouf und ich waren diesen Sommer gemeinsam auf Camping-Urlaub in Österreich. Wir haben viel gesehen und viel erlebt. Am Camping-Platz, egal ob groß oder klein, kann man ja nicht gerade von Intimität sprechen. So durften wir gezwungener Maßen viel über die Gesprächskultur unserer Platznachbarn erfahren. Und wir konnten festhalten, dass es egal ist, ob man mit Kindern oder Hunden spricht, Drohungen und laute Worte standen oftmals auf der Tagesordnung, um unerwünschtes Verhalten zu unterbrechen. Hier nur ein paar meiner Gedanken zu dem Thema Umgangston in der Erziehung und über erwartungsfreie friedliche Zweisamkeit.
Vom Umgang mit Kindern und Hunden
Und ich frag mich, wenn wir mit unseren Kindern so umgehen, wie sollen sie dann lernen miteinander oder mit ihren Hunden respektvoll zu kommunizieren? Zugegeben, ich hab auch erst durch Plouf richtig verinnerlicht, wie ein freundlicher Umgang auf Augenhöhe aussieht. Das Konzept der positiven Verstärkung könnte ruhig auch in der Kindererziehung (und zudem in der Schule und in so mancher Unternehmenskultur) in Erwägung gezogen werden, wie ich finde.
Wieso sehen wir uns gezwungen mit negativen Folgen zu drohen, um gewünschtes Verhalte herbeizuführen. Denn selbst wenn es funktioniert, dann meist auch nur widerwillig. Ist das das Ziel?
Vom Gefühl her ist das Schimpfen so verankert in unserer Gesellschaft, dass sich viele überhaupt keine Gedanken mehr darüber machen, ob es zielführend ist, oder was es in dem Betroffenen auslöst. Letztens hat sich am Ausgang eines Geschäftes ein kleiner Junge seine Hand in der Schiebetür eingeklemmt. Er schrie laut auf. Ich bin hin, um ihm zu helfen, da kam auch die Mutter schon gerannt. Der Schreck war größer als der Schaden und er konnte schnell befreit werden. Anstatt sich um das Wohlergehen des Jungen zu sorgen, schimpfte die Mutter lautstark los, was er denn da zu suchen habe, und warum er da seine Hand reinsteckt.
Ich versteh schon, dass jede Geduld irgendwann zu Ende geht. Aber dennoch. Die Ursache eines solchen Umgangs liegt wohl meistens in der fehlenden Geduld der Erziehenden, bzw. deren Hilflosigkeit mit freundlichen Mitteln schnell ans gewünschte Ziel zu kommen. Sehr oft habe ich aber auch das Gefühl, dass es vielmehr darum geht Außenstehenden zu zeigen, dass man das Verhalten des Kindes oder der Hundes selbst nicht gut heißt. Der Tadel scheint also wie eine Entschuldigung, wobei gleichzeitig die Verantwortung in gewisser Weise abgegeben wird, da man ja eh schon alles versucht, um das Verhalten in Schach zu halten…
Über ein freundliches Miteinander
Plouf und ich haben ursprünglich in Frankreich zueinander gefunden. Daher haben wir auch das gemeinsame Training auf Französisch begonnen und viel davon bis heute beibehalten. Eines Tages waren wir mit anderen Hundehaltern unterwegs, und es wurde bemerkt, dass es immer so nett klingt wenn ich mit Plouf Französisch rede. Darauf hab ich geantwortet, dass ich immer nett mit Plouf spreche, egal in welcher Sprache. Es kam die Frage auf, was ich tue wenn ich sie schimpfen möchte und ich konnte nur sagen das kommt eigentlich nicht vor, weil es für mich keinen Grund gibt, sie zu schimpfen oder zu bestrafen.
Der Hund ist bekannt für sein ausgezeichnetes Gehör, also ist es doch sehr naheliegend, dass er uns auch hört wenn wir in ruhigem Ton mit ihm sprechen. Ich versuche so mit ihr zu reden, wie ich mir wünsche, dass mit mir gesprochen wird. Verständnisvoll, rücksichtsvoll und ehrlich. So ist es mir auch wichtig mich stets bei Plouf zu entschuldigen, wenn ich sie in eine blöde Situation bringe.
Wer tiefer in das Thema Beziehung eintauchen möchte dem empfehle ich auch den Podcast von Tina Schwarz zum Thema Was du über die Bindung zu deinem Hund wissen solltest.
Für mehr Nachsicht mit unseren Hunden
Ich finde, dass die Ansprüche an unsere Hunde oft schon sehr hoch sind. Ein Hund sollte quasi mit wenig Training möglichst gut gehorchen. Und am Besten immer. Und wenn das nicht funktioniert, liegt es anscheinend meistens am Hund und nicht etwa am Training. Es ist halt leichter dem Hund die Schuld zu zuschieben, als sich selbst in Frage zu stellen. Bzw. sich zu fragen, kann der Hund das überhaupt können was ich in dem Moment von ihm erwarte?
Einerseits kenne ich Ploufs Trainingsstand, und weiß was sie kann und was nicht. Wenn sie etwas nicht kann bringt schimpfen eh nichts, sondern ich muss mein Training verbessern. Und wenn sie es kann dann tut sie es eh. Und aus welchem Grund auch immer mal was blöd sein sollte, halte ich Strafe nie für die richtige Lösung. Das letzte das ich möchte ist, dass sie sich vor mir oder einer eventuellen Bestrafung fürchtet. Ich find es schön, wenn sie ganz sie selbst sein kann. Auch wenns sie manchmal ein bissl frech ist :-P.
Ganz spannend find ich auch das „Benimm dich!“ an den Hund, der schnüffelt, pinkelt, bellt oder einfach die Gegend erkunden will. Wie oft ich das diesen Urlaub zu Ohren bekam. Ja wie soll er sich denn benehmen, wenn nicht wie ein Hund?
Ein ruhiges Nein für mehr Selbstwirksamkeit
Wenn man nun von Drohungen und Verboten abkommen möchte, wird in der Hundeerziehung ja empfohlen, statt dem Verbot oder einem „Aus“, „Pfui“ oder „Nein“ das erwünschte Verhalten zu kommunizieren, damit der Hund weiß, was stattdessen von ihm erwartet wird. Grundsätzlich am Trainingsanfang natürlich ein sinnvoller Gedanke. Heute bin ich aber dennoch froh, dass wir damals im Zuge des Giftködertrainings ein klares „Nein“ aufgebaut haben.
Warum? Ich möchte nicht die sein, die ihrem Hund ständig sagt was er zu tun hat. Ich schenke Plouf liebend gern die Freiheit ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Das Nein kommt dann ins Spiel, wenn dabei eine Grenze überschritten wird. Anstatt ihr aber zu sagen, was sie tun soll, kommuniziere ich ihr vor allem was ich nicht möchte. Das kommt bei ihr auch sehr klar an, und sie kann sich dann aus allen restlichen Optionen eine aussuchen, die ihr am meisten zusagt. Das funktioniert bei uns sehr gut, da es nicht hunderte Dinge gibt die sie nicht tun soll.
Zweisamkeit erwartungsfrei genießen
Ganz allgemein war unser Schlüssel zu einer angenehmen Zweisamkeit denke ich auch die Erwartungen von Außen loszulassen und zu hinterfragen, was ist für uns wirklich wichtig?
Was möchte Plouf tun dürfen, wenn sie kann wie sie will? Was ist für mich wichtig, dass sie kann wenn sie soll?
Dazu gehören vor allem praktische Dinge für den Alltag, die ein entspanntes und sicheres Miteinander gewährleisten, statt irgendwelchen Tricks oder gesellschaftlichen Erwartungen wie Sitz, Platz oder Männchen machen.
Zudem konnte ich auch einen riesigen Unterschied feststellen, wenn Plouf versteht warum etwas sinnvoll ist, bzw. sich das Verhalten aus der Situation irgendwann ergeben hat. So hat mir Plouf ganz viel von den wie es jetzt scheint trainierten Dingen, selbst angeboten.